KURZE GESCHICHTE DER ERZDIÖZESE
VON KAUNAS
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Erzdiözese Erzbischof – Sigitas
TAMKEVIÈIUS SJ
Zusammenfassung
Die Gründung der Erzdiözese von Kaunas stimmte mit
der Gründung der litauischen Kirchenprovinz aufgrund
der am 4. April 1926 veröffentlichten apostolischen
Konstitution des Papstes Pius XII. überein. Damit wurden
die Grenzen der Diözesen in der die politische Unabhängikeit
1918 erlangenden litauischen Republik unter Berücksichtigung
der bestehenden staatlichen Grenzen geordnet. Die Erzdiözese
Kaunas entstand als Folge der Teilung der 1417 gegründeten
Diözese von Medininkai (Samogitien) in Diözesen von
Kaunas, Panevëþys und Telðiai. Im Süden grenzt die Erzdiözese
Kaunas an die Diözese Vilkaviðkis, die aus einem Teil
der ehemaligen Diözese Seinai gebildet ist. Der am südlichen
Ufer des Nemunas liegende Teil der Stadt Kaunas gehört
der Diözese Vilkaviðkis. Das Metropolitanzentrum Kaunas
war 1919-1940 die Hauptstadt der litauischen Republik.
Neben den vielfältigen Prozessen des gesellschaftlichen
und kulturellen Lebens entwickelte sich in den Jahrzenten
der Unabhängigkeits zwischen den Weltkriegen auch die
soziale Tätigikeit der Kirche. An der in Kaunas gegründeten
litauischen Universität, die seit 1930 den Namen Vytautas
des Grossen trug, gab es seit 1922 auch eine theologisch-philosophishe
Fakultät, die die besten katholischen akademischen Kräfte
zusammenschloss. Die Fakultät wurde mit dem Kaunasser
Priesterseminar vereint, das später interdiözesan wurde.
In verschiedenen Orten der Erzdiözese liessen sich Ordensleute
nieder. Sie arbeiteten auf den Gebieten der Ausbildung,
Erziehung, sozialen Hilfe und Kultur. Die Tätigkeit
der katholischen Verbände und Organisationen koordinierte
das 1919 gegründete Zentrum der katholischen Aktion.
Unter den bedeutendsten Ereignissen des kirchlichen
Lebens dieser Periode ist der erste litauische eucharistische
Kongress zu nennen, der 1934 in Kaunas stattfand. Im
selben Jahr wurde auch die erzdiözesane Synode veranstaltet.
Der zweite Weltkrieg, die nazistische und sowjetische
Okkupation verhinderten die weitere Entwicklung der
Erdiözese Kaunas, wie auch ganz Litauens. Vor der sowjetischen
Bedrohung fliehend, verliess Erzbischof Juozapas Skvireckas,
der die Erzdiözese seit ihrer Gründung 1926 leitete,
1944 das Land. Danach wurde die Erzdiözese nicht von
den Ordinarien, sondern von den Kapitelsvikaren und
apostolischen Administratoren geleitet, die in ihrer
Tätigkeit von den sowjetischen Behörden streng kontrolliert
wurden. In den Jahrzehnten der sowjetischen Okkupation
mischten sich die sowjetischen Behörden unauhörlich
in die Verwaltung bzw. Tätigkeit des einzigen erlaubten
Priesterseminars in Kaunass ein. Das ganze gläubige
Volk musste viele Verfolgungen erdulden. Die öffentliche
gesellschaftliche, karitative und Bildungstätigkeit
der Kirche riss jäh ab, das Ordensleben wurde verboten.
Besonders leidvoll waren die Jahre 1944-1953: sehr viele
Priester und Laien mussten Gefängnis und Verbannung
erleiden, zahlreiche Kirchen wurden geschlossen. Ungeachtet
der Verfolgungen kämpften die Gläubigen für ihre Rechte,
indem sie Periodika und religiöse Bücher im Untergrund
herausgaben, sich in verbotete Gemeischaften und Bewegungen
zusammenschlossen, Pilgerreisen innerhalb des Landes
organisierten.
Als die freiheitlichen Prozesse in der Sowjetunion
aufbrachen, war die Kirche eine der Stützen für den
Aufbau der demokratischen Gesellschaft. 1989 wurde zum
Erzbischof von Kaunas Kardinal Vincentas Sladkevièius
(1920-2000) ernannt. Als die Unabhängigkeit des Landes
1990 wiedererlangt worden war, nahmen ihre Tätigkeit
verschiedene wieder- und neugegründete kirchliche Institutionen
und Organisationen auf. In den ersten Jahren nach der
Wende enstand in Kaunas eine relativ grosse Menge interdiözesaner
Anstalten. 1990 wurde an der Universität Vytautas des
Grossen die von den sowjetischen Behörden geschlossene
theologische Fakultät wiedergegründet, man erlebte einen
grossen Aufschwung in der Gründung verschiedener andersartiger
Ausbildungs- bzw. Erziehungsanstalten.
Nach der Reorganisation der litauischen Kirchenprovinz
durch den Heiligen Stuhl 1991 sind zwei Metropolen enstanden,
von Vilnius und Kaunas. 1997 wurde die neue Diözese
von Ðiauliai gebildet, der einige nördliche Pfarreien
der Erzdiözese Kaunas zugeordnet worden waren. Seitdem
bilden die Diözesen von Kaunas, Ðiauliai, Telðiai und
Vilkaviðkis die Kirchenprovinz von Kaunas. Zur Zeit
zählt die Erzdiözese Kaunas 760 000 Einwohner, von denen
ca. 500 000 Katholiken sind. Im Jahr 2000 waren in den
92 Pfarreien und 8 Rektoraten der Erzdiözese 123 Priester
tätig.
Während seiner Pastoral-Reise durch Litauen 1993 betete
Johannes Paul II in Ðiluva, dem bedeutendsten Wallfahrtsort
der Erzdiözese Kaunas. Das Leben der Katholiken in Litauen
nahm wichtige Impulse von seinem Besuch auf. Seit 1996
leitet der Erzdiözese Erzbischof Sigitas Tamkevièius
SJ, der seine Resistenzerfahrung in die Perspektive
der kirchlichen Erneuerung integriert hat.
Die Vorbereitung zum zweitausendjährigen Jubiläum des
Christentums und seine festlichen Veranstaltungen haben
die Katholiken der Erzdiözese noch mehr vereint. In
Kontinuität mit der Tradition wurde in Kaunas das wichtigste
Fest des Jubiläumsjahres in Litauen, nämlich der zweite
litauische eucharistische Kongress veranstaltet.
Unter den Glaubenszeugen des XX Jahrhunderts, derer
zum Anlass des Grossen Jubiläums in Rom feierlich gedacht
wurden, gab es 14 Personen aus der Erzdiözese Kaunas.
Für zwei Frauen Adelë Dirsytë und Elena Spirgevièiûtë
wurden Seligsprechungsprozesse in Gang gesetzt.
Das geistliche Zentrum der Erzdiözese Kaunas ist das
Heiligtum der Jungfrau Maria in Ðiluva. Unter den Architektur-
und Kunstdenkmälern ist zu erwähnen das von den Schwestern
der Kongregation des heiligen Kasimir gepflegte Kloster
Paþaislis. Unter den Gewölben des Doms von Kaunas verkündet
der Erzbischof von Kaunas beständig seinen Gläubigen
das Wort des Evangelium für heute.
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